Prävention

Soziales Lernen und Mediation

Kinder und Jugendliche erleben heute, dass Gewalt ein häufig angewandtes  Handlungsmittel ist, durch das, wenn auch nur kurzfristig, bestimmte Situationen bewältigt werden können. 

In der Grundschule setzt eine primäre Prävention gegen Suchtverhalten und Gewalt ein. Ein guter Ansatz ist unserer Meinung nach die Persönlichkeitsförderung der Kinder.

Es gibt offenbar einen direkten Zusammenhang zwischen der Unfähigkeit mit Problemen, Anforderungen und Stress umzugehen und der Neigung zu Gewalt und Suchtmitteln. Nach Ansicht der WHO (Weltgesundheitsorganisation) könnte die unzulängliche Beherrschung so genannter „Life Skills“ darauf zurückzuführen sein, dass eine Erziehung zu sozialkompetentem Verhalten in vielen Familien nicht mehr geleistet werden kann. Life Skills werden definiert als „…diejenigen Fähigkeiten …,   die einen angemessenen Umgang sowohl mit unseren Mitmenschen als auch mit Problemen und Stresssituationen im alltäglichen Leben ermöglichen. Solche Fähigkeiten sind bedeutsam für die Stärkung der psychosozialen Kompetenz.“ (WHO,1994, „Life Skills“, Praktische Lebenskunde – Rundschreiben, zitiert nach: Fit und stark fürs Leben, Klett 1998, S. 9). Es werden konkret fünf Gruppen von Life Skills angesprochen:

  • Selbstwahrnehmung und Einfühlungsvermögen
  • Umgang mit Stress und negativen Emotionen
  • Kommunikation
  • Kritisches, kreatives Denken
  • Problemlösen.

Life Skills gehören damit in eine Reihe mit anderen wichtigen Kompetenzen wie z.B. der Fertigkeit des Schreibens, Lesens und Rechnens. Zur Erlernung dieser Fertigkeiten werden die Kinder in die Schule geschickt. Warum sollte die Stärkung der sozialen Kompetenzen nicht auch als wichtiger Inhalt in Lehrplänen auftauchen?

In unserer Schulordnung wünschen wir uns unsere Schule als einen Ort, an dem wir alle uns wohl fühlen können. Um das zu erreichen, müssen aber alle Beteiligten zu einem angemessenen Umgang mit Menschen, Problemen und Stresssituationen fähig sein. Wir haben uns daher an unserer Schule für folgendes Modell entschieden:

In der 1. Klasse erhalten die Kinder im ersten Schulhalbjahr eine Wochenstunde Soziales Lernen, die fest im Stundenplan verankert ist. 8-10  Wochenstunden werden im Beisein der Klassenlehrerin oder des Klassenlehrers von den beiden Lehrkräften erteilt, die eine Fortbildung zur Mediatorin absolviert haben. Inhaltlich geht es in diesen Stunden um die Einführung von Klassenregeln, die spielerisch trainiert werden, die Wahrnehmung von gezeigten Gefühlen und das Bekanntmachen mit der Friedensbrücke, d. i. ein Konfliktlösungsgespräch, bei dem die Konfliktpartner schrittweise aufeinander zugehen und mithilfe der Schulmediatoren ihren Konflikt lösen. Auch im Vorfeld werden einige Tricks und Tipps zum Umgang mit Streit den Schülerinnen und Schülern an die Hand gegeben.

In der 2. Klasse werden die schon im ersten Schuljahr eingeführten Klassenregeln wiederholt und weiterhin geübt. Das aktive Zuhören sowie das Erkennen und Benennen  von Gefühlen steht im Vordergrund. Das Konfliktlösungsgespräch mit der Friedensbrücke wird erneut aufgegriffen und mit Rollenspielen geübt.

In beiden Jahrgängen übernimmt die Klassenlehrerin oder der Klassenlehrer anschließend  die Aufgabe, die eingeführten Inhalte fortzuführen, damit die Schülerinnen und Schüler die Friedensbrücke als Konfliktlösungsmöglichkeit im Bewusstsein behalten und im Alltag nutzen. Hierfür findet auch zweimal im Jahr im Rahmen eines Methodentags eine Auffrischung statt.

Im zweiten Halbjahr der 3. Klasse verwenden wir eine Sachunterrichtsstunde dazu, mit der ganzen Klasse eine Streitschlichterausbildung durchzuführen. Praktischerweise und logischerweise bauen das Soziale Lernen und die Streitschlichterausbildung aufeinander auf.

Aus den beiden 3. Klassen werden geeignete Schülerinnen und Schüler ausgesucht, die freiwillig im folgenden Schuljahr (4. Klasse) in den großen Pausen als Streit-schlichter tätig werden wollen. Sie stellen sich als Mediatoren nach den Sommerferien in allen Klassen vor. Gleichzeitig ist das ein kleiner Motivationsschub für die Drittklässler, die ihre Ausbildung im nächsten Halbjahr beginnen werden.

Streitschlichtungsgespräche finden mithilfe der Friedensbrücke auf dem Schulhof statt. Besonders schwierige und gewalttätige Konflikte sollen in Begleitung  einer erwachsenen Mediatorin im Streitschlichterraum durchgeführt werden. Dazu gibt es zweimal in der Woche festgelegte Zeiten.

In allen Klassen werden jeweils ein Mädchen und ein Junge für ein Schuljahr in die Kinderkonferenz (KiKo) gewählt. Dieses „Kinderparlament“ tagt alle 4-8 Wochen und sammelt Vorschläge, Wünsche und Beschwerden, die die Klassenvertreter aus den Klassen mitgebracht haben. In Zusammenarbeit mit der Gesamtkonferenz und dem Förderverein konnte die KiKo schon einige Projekte anschieben.

Unser Konzept soll ein Baustein sein in der Persönlichkeitsförderung unserer Schülerinnen und Schüler. Wenn sie befähigt werden, ihr Selbstwertgefühl zu entwickeln, Lebensmut zu fassen, ihr Leben aktiv und kreativ zu gestalten, konfliktfähig zu werden, dann haben wir einen riesigen Schritt getan in Richtung gesunden Lebens (Suchtprävention) und angemessener Lösung von Konflikten (Gewaltprävention).

An der Grundschule Brelingen wird das oben angesprochene soziale Lernen bereits in vielen Bereichen durch verschiedenste Maßnahmen unterstützt, z.B. durch

  •  Themen oder Unterrichtseinheiten in bestimmten Fächern wie Religion, Sachunterricht, Deutsch, Sport
  •  gemeinsame Schulordnung
  •  von den Klassen selbst aufgestellte Klassenregeln
  •  gemeinsame Feste (Klasse, ganze Schule)
  •  Unternehmungen in den Klassen (Ausflüge, Klassenfahrten Theaterbesuch, gemeinsames Frühstück, Morgenkreis)
  •  das Kennenlernen der Aufgaben von Feuerwehr und Polizei, besonders unter den Aspekten „Regeln beachten“ und „Hilfe leisten“
  •  Vorführungen von Unterrichtsergebnissen, kleinen Theaterstücken oder Liedern : in anderen Klassen / zur Einschulung / im Advent
  •  Wochenrückblicke im Gesprächskreis  („Freitag um …8“)
  •  Patenschaften der Drittklässler für die Schulanfänger

  Prävention „Sexueller Missbrauch“

Sexueller Missbrauch ist eine Erscheinungsform von Gewalt an Kindern und Jugendlichen. Die Aufgabe der Schule liegt vor allem in Prävention und Opferschutz.

Zur Prävention gehören:

  • Fächerübergreifende Informationen zum Thema sexueller Missbrauch in altersangemessener Reduktion der Thematik
  • Aufbrechen der Sprachlosigkeit
  • Wahrnehmung von positiven und negativen Gefühlen
  • Stärkung des Selbstwertgefühls und die Fähigkeit „Nein“ zu sagen
  • Hilfen für Betroffene aufzuzeigen

Wir als Pädagogen der Grundschule Brelingen sind inzwischen von der Notwendigkeit überzeugt, mit Kindern präventiv zu arbeiten. Eine offene Sexualerziehung ist eine wichtige Voraussetzung für eine angemessene Präventionserziehung und sollte durch Informationen über sexuellen Missbrauch und das Selbstbestimmungsrecht von Kindern ergänzt werden. Darüber hinaus ist es für die pädagogische Praxis bedeutsam, langfristig zu arbeiten und kein einmaliges Programm zu absolvieren. Wiederholungen der Inhalte sollten immer wieder vorgenommen und interkulturelle und geschlechtsspezifische Angebote gemacht werden. Die Inhalte werden handlungsorientiert umgesetzt und Eltern in das Präventionskonzept einbezogen.

Der Verein Gegenwind e.V. gegen sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen arbeitet seit 2004 mit der Grundschule Brelingen zusammen. In Zusammenarbeit mit der Theaterpädagogischen Werkstatt Osnabrück wurde ein interaktives 3-teiliges Theaterprojekt „Mein Körper gehört mir“ für Schülerinnen und Schüler der 3. und 4. Klassen entwickelt.

Dieses Projekt trägt dazu bei, dass Kinder über sexuellen Missbrauch altersangemessen informiert und aufgeklärt werden, und dass die Position der Kinder gestärkt bzw. ihre Isolation aufgehoben wird.

Langfristiges Ziel der Schule ist es, ein soziales Netzwerk aufzubauen d.h. die Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen z.B. Jugendamt, Beratungsstelle, Gynäkologe, Polizei usw. zu vertiefen.